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Post-Pandemic-Pop

Die Pandemie hat alles im Griff. Die Pandemie tut uns allen nicht gut. Und eigentlich will niemand mehr über sie reden. Wenden wir also den Blick dem zu, was danach kommt: Der Nachpandemiezeit oder Post-Pandemie.

Auch dieser nicht näher abzuschätzende Zeitraum wird seine ganz eigenen Dynamiken, Probleme und Debatten hervorbringen. Es wird wohl mittlerweile keine*r mehr glauben, dass mit dem Abklingen der Pandemie alles wieder so wird wie vorher. Wie sollte man denn nach einer weltweiten Krise mit mehr als drei Millionen Toten (Stand April 2021) zur Tagesordnung zurückkehren? Der immense politische, gesellschaftliche und mentale Schaden muss aufgearbeitet, die tiefen sozialen Gräben müssen wieder geschlossen werden. 

Interessant wird auch zu sehen sein, inwiefern sich die Zeit nach der Pandemie auf die Popkultur auswirken wird. Weil diese nun mal als ein Spiegelbild oder Barometer aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen fungiert, werden sich sicherlich gerade dort bestimmte Stile oder vorherrschende Themen und Stimmungen entwickeln und weite Teile der Popkultur beeinflussen. Vielleicht sprechen wir in ein paar Jahre wie selbstverständlich von Begriffen wie einem Post-Pandemic-Hit oder Stilen wie beispielsweise Post-Pandemic-Punk (das klingt zumindest schonmal sehr cool).

Aktuell kann ich mir zwei verschiedene Strömungen vorstellen, die sich womöglich in den kommenden Monaten und Jahren entwickeln werden. Zum einen wird es höchstwahrscheinlich zu einer Wiederentdeckung des Hedonismus kommen. Und anders als in den letzten Jahren, in denen Hedonismus in der Popkultur meist als eine Form des Eskapismus aus depressiven Realitäten auftrat, wird es vielleicht eher zu einem wirklichen Zelebrieren dieses einen Lebens kommen, das uns geschenkt wurde. Diese Strömung kann ich mir besonders gut in Mainstream-Genres vorstellen, in denen fröhliche Party-Musik nach der Pandemie sicherlich auf ein breites und begeistertes Publikum treffen wird.

Doch zum anderen kann ich mir auch gut vorstellen, dass sich eben dazu eine Gegenbewegung entwicklen wird, die sich gegen eine blinde Party-Wut stellt. Eine Bewegung, die sich möglicherweise eher an den dystopischen No-Future Thematiken und Ästhetiken der New-Wave-Ära orientieren wird oder eben ganz eigene Stile hervorbringt. Nachdem die Pandemie die Vielschichtigkeit und Komplexität der Probleme und Ungerechtigkeiten unserer Welt ganz offen dargelegt hat, werden Künstler*innen das verschärfte oder neu entstandene politische Bewusstsein vieler Menschen nutzen und auf eine kreative Weise ansprechen wollen. So wird sicherlich vermehrt sehr politische und sozialkritische Kunst entstehen, die ein hedonistisches Feiern mit einem "Weiter so" an unser politisches und wirtschaftliches System gleichsetzen wird und dafür steht, dass es eben nicht immer genau so weitergehen kann. Hier reden wir natürlich zuerst von den Subkulturen, aber wer weiß, bei wie vielen Menschen diese Krise zu einem Umdenken geführt hat und ob solche Thematiken nicht auch in den Mainstream überschwappen. Denn Themen wie die Klimakatastrophe, das Erstarken von Neo-Faschisten, soziale Ungleichheit und Rassismus oder der Turbokapitalismus mit seiner Maxime von Wachstum um jeden Preis werden nach dem Ende der Pandemie nicht nur nicht verschwunden sein, immer mehr Menschen werden durch die Erfahrungen dieser Zeit auch eine verstärkte Sensibilität zu dieses Problematiken erlangt haben.

Dies sind selbstredend nur meine eigenen Gedanken zur Post-Pandemic-Popkultur und vielleicht wird sich auch alles ganz anders entwickeln. So oder so steht uns eine spannende Zeit bevor, in der vieles zu diskutieren sein und wenig so bleiben wird, wie es war. Selbstverständlich ist gegen ausgelassenes Feiern nach dem Ende einer so umfassenden Krise nichts einzuwenden, da möchte ich nicht falsch verstanden werden. Aber ich denke, dass nach der Pandemie gerade in den Subkulturen viele progressive, politische Ideen und vor allem sehr viel interessante Kunst entstehen werden. Hoffentlich schon sehr bald.

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