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Posts

Post-Punk 2021

Mit Bands wie Fontaines DC, shame oder allen voran den IDLES wurde häufig vom britischen Post-Punk-Revival der 2010er Jahre gesprochen. Doch nun, zum Anfang des nächsten Jahrzehnts, betritt eine neue Generation von jungen Bands die Bühne und diese scheinen der Bezeichnung Post- Punk doch viel eher zu entsprechen. Waren die IDLES beispielsweise noch eher klassischem Punkrock verpflichtet, bringen neue Bands das Genre wirklich einen Schritt weiter und lassen den Punk dadurch frisch und modern wie nie zuvor klingen. So wirkt die britische Punk-Szene momentan so kreativ wie seit Jahrzehnten nicht mehr und auch Fontaines DC und shame sind mit ihren zweiten Alben beide einen gewaltigen Schritt nach vorne gegangen. Andere Bands wie beispielsweise black midi bedienen sich an Post-Rock Ästhetiken und feilen an einem Stil, der schon als Art-Punk zu bezeichnen ist. Und auf drei stellvertretende Alben aus diesem Jahr von Dry Cleaning, Squid und Black Country, New Road möchte ich hier genauer einge...
Letzte Posts

Review: Lord Folter - 1992day (2020)

Der Düsseldorfer Underground-Rapper und Producer nutzt sein außergewöhnliches lyrisches Talent auf seinem mittlerweile fünften Projekt, um über ausgeklügelten, von Indie und 90s Hip-Hop gleichermaßen inspirierten Instrumentals tiefe und authentische Einblicke in die Gedankenwelt eines von inneren Dämonen geplagten  Twentysomethings  zu geben.   1992day  besteht aus entspannenden wie bedrückenden Momenten gleichermaßen, was bleibt, ist die melancholische, wenn nicht sogar deprimierende Grundstimmung. Lord Folters tiefe und überaus angenehme Erzählstimme nimmt einen vom ersten Song „11 Semester“ ausgehend an die Hand und führt durch die 14 Tracks, ohne auch nur einen Augenblick der Langeweile zuzulassen. In kryptischen Lyrics voller bildgewaltiger Sprache und verzerrter Sprichwörter spricht er völlig ungeschönt und schonungslos, aber ohne jede Übertreibung, über mentale Probleme. Sein  stream-of-consciousness  folgender Schreibstil scheint auf  1992day ...

Post-Pandemic-Pop

Die Pandemie hat alles im Griff. Die Pandemie tut uns allen nicht gut. Und eigentlich will niemand mehr über sie reden. Wenden wir also den Blick dem zu, was danach kommt: Der Nachpandemiezeit oder Post-Pandemie. Auch dieser nicht näher abzuschätzende Zeitraum wird seine ganz eigenen Dynamiken, Probleme und Debatten hervorbringen. Es wird wohl mittlerweile keine*r mehr glauben, dass mit dem Abklingen der Pandemie alles wieder so wird wie vorher. Wie sollte man denn nach einer weltweiten Krise mit mehr als drei Millionen Toten (Stand April 2021) zur Tagesordnung zurückkehren? Der immense politische, gesellschaftliche und mentale Schaden muss aufgearbeitet, die tiefen sozialen Gräben müssen wieder geschlossen werden.  Interessant wird auch zu sehen sein, inwiefern sich die Zeit nach der Pandemie auf die Popkultur auswirken wird. Weil diese nun mal als ein Spiegelbild oder Barometer aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen fungiert, werden sich sicherlich gerade dort bestimmte Stile...

Review: R.A.P. Ferreira & Scallops Hotel - Bob's Son (2021)

Rory Allen Philip Ferreiras Initialen sind tatsächlich R.A.P., so scheint es wenig verwunderlich, dass er genau das tut. Als R.A.P. Ferreira hat er in diesem Jahr sein zweites Studioalbum nach Purple Moonlight Pages von 2020 veröffentlicht, allerdings hat er schon seit 2011 diverse Projekte unter dem Namen Milo herausgebracht. Und auch hinter dem Producer-Pseudonym Scallops Hotel verbirgt er sich selber. Bob's Son: R.A.P. Ferreira in the Garden Level Cafe of the Scallops Hotel , wie das Album eigentlich vollständig heißt, ist also quasi eine Kollaboration zwischen ihm und sich selbst. Das ganze Album ist als Hommage an den Beat Poeten Bob Kaufman konzipiert, dessen surrealistische Gedichte und Verbundenheit mit dem Jazz viele der Songtitel und lyrischen Themen auf Bob's Son inspiriert haben. Auch andere Dichter der Beat Generation werden zitiert, wie z.B. mit dem Sample eines Gedichts von Ted Joans auf "sips of ripple wine". Der gesamte Sound des Projekts mutet ebenf...

"All my friends have problems with their selves" - die kaum bekannte Hymne einer Generation

Vielleicht ist Bandmusik ja doch wieder das nächste große Ding. Wie mittlerweile jeder mitgekriegt haben sollte, hat Hip-Hop die 2010er Jahre regiert und ist wohl nie wieder wegzukriegen. Zum Glück, denn Hip-Hop ist nicht nur so groß wie noch nie geworden, sondern auch so divers, ausgeklügelt, vielseitig, kurz: so gut wie noch nie. Und sogenannte Rock Musik scheint ein Nischendasein zu fristen, zwar wird die Flagge für Gitarren dominierten Sound nach wie vor z.B. von Indie und der Post-Punk Revival Szene hochgehalten, findet aber zurzeit hauptsächlich abseits des Mainstream statt. Obwohl Gitarren Samples im Hip-Hop grade auch eine sehr starke Präsenz haben. Aber es gibt neben Indie auch eine weitere Stilrichtung, die ich grade für eine der interessantesten und wichtigsten Szenen der Welt halte. Die Rede ist von Hardcore. Ich weiß gar nicht viel über die Szene, die ihre Ursprünge im amerikanische Hardcore Punk der 1980er Jahre hat, kenne allenfalls eine Hand voll Bands und Songs, war ni...

Künstler*innen, von denen ich mir 2021 großartige neue Alben erhoffe

Dieses Jahr hatte Stand März schon einige beeindruckend gute Veröffentlichungen zu bieten, unter anderem die Alben von Arlo Parks, slowthai, R.A.P. Ferreira (meine Review hier ), shame oder Black Country, New Road. Und es bleibt zu hoffen, dass noch sehr viele weitere folgen werden. In dieser Liste habe ich die besonders offensichtlichen Namen wie Kendrick oder Frank Ocean mal außenvorgelassen und zehn Künstler*innen (in keiner bestimmten Reihenfolge) zusammengetragen, bei denen ich persönlich mich ganz besonders auf neue Musik und hoffentlich neue Alben freue. Joey Bada$$ Der Pro-Era Chef und Anführer der Beast Coast Szene aus New York hat sein letztes Album All-Amerikkkan Bada$$ bereits 2017 veröffentlicht und seitdem nur eine Handvoll Songs und Feature-Parts abgeliefert. Im vergangenen Jahr veröffentlichte er überraschend The Light Pack , eine kurze EP bestehend aus drei Songs. Zuletzt kamen in diesem Jahr die zwei Musikvideos zu "Let It Breathe" und "Trust Nobo...

Review: Flatbush Zombies - now, more than ever EP (2020)

The rap trio from Brooklyn released a new 20-minute EP, consisting of six tracks, on June 5, 2020. This short project is something of which they felt like it needed to be said during our strange and insecure times these days. That is at least what the two rappers Meechy Darko and Zombie Juice and rapper/producer Erick The Architect stated in an attendant interview video, which was uploaded to their YouTube channel. On the six songs they express their feelings and opinions on current topics like the Black Lives Matter-movement or the inequality of people in the United States in general (also due to the Corona pandemic). Their political and socio-critical comments are embedded in between funny punchlines, complex and unconventional flows and dark symbology, as it always has been a signature feature in their way of songwriting. The production is very raw, the whole project sounds much less sophisticated and high end produced than their previous full-length albums, while the production by ...